Dienstag, 7. Mai 2013

TempelgedönS 2 dance

Wieder entführt mich Made in die Tiefen des balinsischen Hinduismus. Tempeldance im Nachbarort. Wieder werde ich angstarrt, als wär ich von einem anderen Planeten: weiße Haut, traditionelle Kleidung, die Kamera abschussbereit und zwischendrin immer mal ne schnelle Zigartette und ein Bier. Frei nach dem Motto: Hat man sich erst mal blamiert, lebts sich völlig ungeniert. Aber gleichzeitig begegnet mir Lächeln und Interesse. Und wer mich noch nicht gesehen hat, als ich die Unmengen an Opfergaben bewundert habe, der hat spätestens zu Beginn des Tanzes bemerkt, dass da was Fremdes hockt, denn die „Ellebogen-Stubser-Guck-mal-wer-da-sitzt“ gehen reihum. Ich bin froh Made an meiner Seite zu haben und habe ich mich kurz vorher noch für mein Outfit geschämt, so könnt ich ihn jetzt Knutschen für Hartnäckigkeit mir diese Verkleidung zu verpassen. Ich hätte mich gefühlt wie unverkleidet am Rosenmontagszug in Kölle. Nein, wie Skianzug in der Sauna. Nein, wie Tourist auf Tempelfest. NoGo!
 
Auf einmal wird eine eine Lady im Publikum angetanzt, die mit ihrem Handy spielt. Sie reagiert genervt und desinteressiert, was den gesamten Tempelplatz zu gröhlendem Lachen bringt – außer der Lady. Ich bin begeistert und gefesselt. Die haben echt Humor hier.
Die Musik macht mir nichts mehr, sie ist Teil dessen und das ist herrlich so. Die Tänze sind abgeschlossene kleine Geschichten, jede mit berauschenderen Kostümen als zuvor, die mir Made zwischendurch erklärt:
„This is dog upside down“
„?????“
„Look, he´s doing like a dog, that licks his as.“
 
Gröhl!!! Dieser beeindruckende Barongtanz, mit des Tempels heiligstem Kostüm und Reliquie spielt tatsächlich „Leck dich am Arsch“ im Tempel. Ein Wunder, dass sich die Männer nicht alle am sack kraulen. Ha und jetzt kommt ein Affe dazu, der den Barong entlaust. Verstehe, Entlausen ist hier schon salonfähig, die Damen der Gesellschaft sitzen immer mal gemütlich zusammen und zelebrieren das.
Es folgt ein Kampf zwischen Gottheiten, bei denen das Publikum auseinander flieht, weil die Tänzer in ihrer Massenschlacht verheerend viel Platz brauchen und zudem so authentisch wirken wie auf einer eskalierten Großdemo.
 
Die Krönung aber ist noch nicht mal der fingierte Streit zwischen Mutter und Tochter, was fast Hip Hop Elemente hatte, wegen dem gesprochnen Text, sondern die Comedy Einlage danach. Dackelt da glatt der indonesische Dirk Bach im Zwergenkostüm auf den Tempelhof und zieht über Gott und die Welt her. Ich versteh nichts, aber es ist herrlich die Lachsalven der Gläubigen durch die Nacht schallen zu hören. Das tut gut, denn es ist mittlerweile zwei Uhr und da kann man schon mal müde werden.
Scheiße, sein Blick leibt an mir hängen. „Ha, a white face ... brabbelbrabbel“
Gröhlen in der Menge.
Ich hasse Mitmachtheater.
Zu spät. Ich bin mittendrin und jetzt hift auch kein vorgetäuschter Klogang mehr.
Made zündet sich eine Kippe an. Der scheint zu wissen was jetzt kommt. In Gedanken rauch ich mit und wünschte ich würde verstehen.
„Where are you from?“
„Germany“
„Ramani?“ - Er verfälscht das Wort so, dass die ganze Menge wieder gröhlt. Hut ab. Improvisatonscomedy vom feinsten. In Deutschland wäre das TV-reif und er würde reich werden. Hier stehen nur die Götter in seiner Schuld.
Mir ist schleierhaft, was er alles aus dem Wort rausholt, aber das Lachen nimmt kein Ende, einige seiner Worte und es schwillt wieder an während hunderte von Augenpaaren jetzt aus Belustigung nicht mehr aus verstohlener Neugier auf mir liegen. Er tut dem Publikum einen Gefallen und bringt mich denen schneller näher als mir eigentlich lieb ist. Aber den Preis zahl ich gerne.
AAAAAA- Da kommt die nächste Witzfigur auf die Bühne. Eine knuddelige Variante von Edgar mit den Scherenhänden liefert Nachschub im gemeinsamen Herziehen. Ich hoffe ich wirke noch entspannt genug. Oh my Shiva, ich komm wieder mit ins Boot.
„What´s your name?“
„Kirsten“
witzelfrötzelmachsichlustig.
Made raucht bereits die zweite Kippe. Diese Menge an Mittelpunkt ist ihm dann doch zu viel? Mir auch und zudem macht mich mein indonesisches Sprachvakuum grad hilflos und fertig.
„WHAT?“
„Kirsten“
Handbewegung und drei Silben reichen aus, um das Publikum in Wallung zu bringen
„christi? Blabrabbelblub“, gröhlendes Lachen und der Kerl legt trotz Übergewicht und Igelfrisur einen Purzelbaum hin.
„Where are you from?“
Jetzt kein Wiederholungen bitte, das nervt.
„Germany“
„No - city“
„Cologne“
„Ah – Podolski“ und wieder wendet er sich an die Menge. Sach mal???? Ich hadere mit meinem Bildungsniveau – kenne ich einen indonesischen Fußballer? Oder gar den Präsidenten? Vielleich wenigstens die Anzahl der Inseln? Nix. Außerdem muss ich mein Weltbild erneut überarbeiten und mir ernsthaft die Frage stellen ob hier Shiva geehrt wird, eine neue Rubrik im KickerMagazin entworfen wird oder eine neue Aufzeichnung von Comedy Indonesia mit versteckter Kamera läuft?
 
Egal, die Leute freun sich und dann... dann sendet Shiva die Erlösung, um die ich gebeten hab. Es fängt es in Strömen an zu regnen, dass die meißten Zuschauer schlagartig fliehen und ich scheine zwangsläufig entlassen zu sein. Endlich einmal bin ich dankbar für Regen, denn wir haben nach zwei Uhr, ich sitze nahezu nahtlos im Schneidersitz auf dem Boden und der Weg zurück ist lang..



 
 

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